28
Mär
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on the road

Wenn man als Bandmitglied der Scuttles übel riechend, übernächtigt, ausgestattet mit einem -vorsichtig gesagt- groben Wortschatz mit Anflügen von Tourette und fix & fertig nach Hause kommt, dann hat das meist den Grund, dass man mit besagter Band auf Tour war. Am vergangenen verlängerten Wochenende wollten wir diese Nah-Tot-Erfahrung noch etwas steigern- auch um unsere eigenen Grenzen auszutesten. Und so tourten wir durch die Mitte Deutschlands und spielten drei Konzerte in Folge.

Gestartet zu sechst führte uns unser Weg am Donnerstag ins hessische Kassel, wo wir uns in der Altberliner Destille zum zweiten Mal die Ehre gaben. In bekannt gemütlicher Atmosphäre genoss das Publikum die Musik und die Band das feiernde Publikum. Eine weitere Wiederholung eines Konzerts von uns wurde gewünscht und zeichnet sich für 2013 ab. Nachdem der Wirt des Hauses uns hinwies, dass wir kein drittes Set spielen sollen, da die Stunde schon fortgeschritten war, kreiste eine leckere (nennen wir es) Tafel Schokolade.

Standesgemäß ließ der Bandmanager den Rubel rollen und lud die Scuttles ins Gasthaus zum goldenen „M“ ein (das einzige Etablissement, welches Donnerstag Nacht geöffnet hatte und nicht mit rot-blinkenden Herzen warb), wo der Lust von standardisierten Käsebrötchen gefröht wurde. Zu diesem Zeitpunkt konnten die armen Menschen in Melsungen noch nicht ahnen, was da auf sie zukäme, denn als Nachtquartier, welches nach einer satten Vollbremsung angesteuert wurde, war ein Hotel in jener schönen Stadt auserkoren. Am nächsten Morgen wurde eine dortige Bäckerei leergefressen und etwas Sightseeing betrieben, wobei ein unschuldiger Kinderspielplatz derb geschändet wurde.

Unsere Tour führte uns über einen handfesten Stau auf der A4 anschließend ins thüringische Waltershausen. Gebucht waren wir hier für ein Konzert im Spatz. Dem Leser sei an dieser Stelle erläutert, dass der „Spatz“ eine Kulturbühne ist, die von der Kommune Waltershausen (KOWA) betrieben wird. Hier haben sich mehrere Leute in einer alternativen Lebensgemeinschaft zusammen getan und bewohnen den Komplex der alten Puppenfabrik in Waltershausen. Erst mit Skepsis beäugt war die Band letztlich von der KOWA und den Leuten dort begeistert. Hier stieß dann auch der Akkordeonist zur Band, nachdem er das Vehikel des Saxophonisten mit einer konstanten 200 nach Waltershausen gedroschen hat.

Die anfängliche Herzlichkeit der Kommunebewohner wurde zunächst allerdings mit Füßen getreten, als der Saxophonist mit nem Pfund Hackepeter für alle antrat und somit die teilweise vegane Ernährungsweise der Kommune dreist ad absurdum führte. Mit ordentlich Hackresten im Zahn widmete sich die Band nach dem Aufbau dem uns liebevoll zubereiteten vergetarischen Mahl, welches in unverschämter Großkotzigkeit zunächst als „Naturfraß“ tituliert wurde. Kurz danach jedoch mussten wir kleinlaut und beschämt zugeben, dass es unheimlich lecker war, obwohl es für später auch für einige Körperfunktionen sorgte auf deren Detaillierung an dieser Stelle verzichtet werden soll. Derart gestärkt legte die Band ein blitzsauberes Konzert hin, welches das Publikum außerordentlich begeisterte. Zur Feier des Tages wurde wieder „Schokolade“ gereicht, die der Barkeeper gekonnt „auspackte“. Unter Einfluss des „Zuckers“ wurde noch bis tief in die Nacht eine Impro-Session hingelegt, die ihresgleichen sucht. Unser wirklich liebevoll eingerichtetes Schlafgemach bezogen wir erst gegen fünf Uhr Nachts. Was jedoch hier geschah, ist trotz klarer Indizienlage völlig fragwürdig. Klar ist nur, dass beim Aufwachen diverse Positionen getauscht waren. Der Autor läßt dies hier einfach mal wirken…

4/7 der Band stand zum vereinbarten Zeitpunkt am Samstag-Morgen auf und bauten die Technik des Vorabends ab, um diese mittels geschicktem Tetrisverfahren in den Transporter zu verstauen. Anschließend wurden verbleibene 3/7 liebevoll durch das Akkordeon geweckt. Nach einer herzlichen Verabschiedung setzte sich der nun schon stark riechende Tross in Richtung Mühlhausen (Weltstadt des Tanzes- hierzu gleich mehr) in Gang.

Dort angekommen, nahmen wir den wohl schlechtesten Döner der Welt zu uns und bezogen unser schickes Fachwerkhotel um hier gezeichnet von den letzten Tagen zwei Stunden Ruhe zu finden. Dann wieder in Schwung zu kommen war schwerer als gedacht, aber wir mussten ja am Konzertort aufbauen. Die Kulturfabrik Mühlhausen war zum dritten Mal Gastgeber eines Scuttleskonzertes und wie schon in den letzten Jahren waren wir begeistert von der Tanzwut der Mühlhausener. In keiner Stadt tritt dieses Phänomen derart auf und reißt uns jedes Mal vom Hocker. Da unser Leadsänger so begeistert vom Film „Metroland“ war, spielten wir dieses Mal auch den gleichnamigen Titelsong aus Knopflers Pfeder. Insgesamt war auch dieses Konzert eine runde Sache und trotz aller Strapazen und gestohlener Stunde infolge der Uhrenumstellung hat sich diese kleine Tour voll und ganz gelohnt. Nun heißt es erstmal Giftstoffe aus den Körpern schleusen und sich mit psychologischer Hilfe wieder klarmachen, dass es ein Leben neben der Band gibt.

Das nächste Mal erleben, kann man die Scuttles am Gründonnerstag im Flowerpower Leipzig.

www.scuttles.de


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